PR 9k6 und 1k2 ohne zusätzliche Hardware: Softwaremodem

Packet Radio, APRS, D-Star, usw.; Software
Antworten
dl3rtl
Normaler Benutzer
Beiträge: 27
Registriert: Fr 21. Apr 2006, 11:07
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

PR 9k6 und 1k2 ohne zusätzliche Hardware: Softwaremodem

Beitrag von dl3rtl »

Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Packet-Radio ganz einfach ohne Modem oder TNC, sondern über die vorhandene Soundkarte. Bei mobilem Einsatz wird ein Zusatzgerät eingespart und zudem auch eine Menge Geld für die Anschaffung eines Modems oder TNCs. Der TRX (z.B. ein TH-F7E) wird einfach direkt mit der Soundkarte des Computers/Laptops verbunden - fertig.

Nun, so abwegig ist das gar nicht. Ich selbst mache auf diese Weise sogar 9600 Baud (9k6, ax.25). Die Lösung ist eine kleine software, welche die Funktion des Modems übernimmt. Treffenderweise heisst diese Software auch 'soundmodem'. Soundmodem kommuniziert mit Flexnet, das die Datenpakete wiederum an ein Terminalprogramm, wie beispielsweise Paxon, rootet (weiterleitet). Ich habe mit dieser Softwarelösung bis dato nur die besten Erfahrungen gemacht und beschreibe im Folgenden, wie man einen Digi mit 9600 Baud ohne Modem - also nur via software und Soundkarte - erreicht.

Alles was man benötigt ist

* ein Computer mit Soundkarte
* zwei NF-Kabel, um den Transceiver mit dem in- und output der Sounkarte zu verbinden
* eine kleine selbstgebaute PTT-Steuerung, damit die software Ihren TRX selbständig über die COM-Schnittstelle auf Senden schalten kann

Ich selbst habe diese Lösung bei mir selbst und bei einigen anderen OMs unter den Betriebssystemen Windows 95, Windows 98 und Windows ME getestet. Einigen Angaben zufolge soll es auch unter Windows XP laufen. Es kommt auf den versuch an, da die Software Soundmodem meines Wissens nach keine Dateien im Betriebssytem ändert, sondern lediglich in einem Ordner abgelegt und von dort aus auch gestartet wird. Ob die Software funktioniert, hängt im hauptsächlich davon ab, ob sie Ihre Soundkarte unterstützt. Hier hilft nur eins: Installieren und schauen, ob's funktioniert. Wenn ja, so hat man ein universell einsetzbares Modem, das sich aufgrund seiner umfangreichen Konfigurationsmöglichkeiten - selbstverständlich auch TX-delay - für viele Anwendungen (nicht nur klassisches Packet-Radio) eignet.

Doch zunächst benötigen wir die Software Soundmodem.
Tom Sailer, HB9JNX, hat das Programm geschrieben. Man kann es auf seiner Homepage für die Betriebssysteme Windows, Linux und Sparc Solaris finden. Aufgrund der Dateigröße von rund 2,2 MB für die Windows-Version am besten über das Internet herunterladen und nicht über das PR-Netz. Die Version für Windows lautet beispielsweise 'soundmodem-flex.zip': Download: http://www.baycom.org/~tom/ham/soundmodem/

Sollten Sie noch nicht die Software Flexnet (zum rooten der Pakete zum Terminalprogramm, s.o.) installiert haben, so süssen Sie sich diese zunächst ebenfalls besorgen, da dieses Rootingprogramm vom Soundmodem benötigt wird. Keine Bange, dieser Download geht wesentlich schneller vonstatten - die Flexnet-Software ist nur etwa 250 kB klein. Sie finden diese Software unter der Adresse ftp://ftp.afthd.tu-darmstadt.de/pub/flexnet/flex32

Haben wir beide Software heruntergeladen, gehen wir folgendermassen vor:

* irgendwo auf dem Computer (z.B. unter C:\Programme) einen Ordner namens 'soundmodem' erstellen (also z.B. C:\Programme\soundmodem)
* die gezippte (*.zip) Software Soundmodem nun in diesen Ordner entpacken
* das gleiche für die Software Flex32 wiederholen
* Nun die Datei soundmodemconfig.exe starten -> es öffnet sich zunächst ein kleines DOS-Fenster und anschliessend aelbständig das Programm SoundModem Configurator
* Jetzt nacheinander auf File, New und dann Configuration klicken
* bei Configuration Name schreiben Sie das Wort soundmodem rein
* Nun auf den erstellten Namen soundmodem im Programm (links) klicken und auf der rechten Seite im Reiterchen IO den Mode soundcard auswählen
* Darunter unter output driver und input driver Ihre Soundkarte auswählen
* Hinweis: unter dem Reiterchen Channel Access können Sie später ggf. das TX-delay anpassen
* Unter PTT Driver stellen wir ein, an welchen COM-Port die PTT-Steuerung später angeschlossen wird. Nehmen Sie einfach einen freien COM-Port - bei mir beispielsweise COM2
* Nun nacheinander auf file, new und channel klicken -> unter dem Begriff soundmodem gibt es auf der linken Seite in der Software nun einen Channel 0
* Diesen Channel 0 nun mit der Maus markieren, indem man ihn ein mal kurz anklickt
* Auf der rechten Programmseite im Reiterchen Modulator als Mode 'afsk' auswählen, als Bits/s '1200', als Frequency 0 nehmen wir '1200' und als Frequency 1 '2200'
* Das selbe für das Reiterchen Demodulator wiederholen!
* Nun wieder nacheinander auf file, new und channel klicken -> unter dem Begriff soundmodem gibt es auf der linken Seite nun einen weiteren Channel: Channel 1
* Auf der rechten Programmseite im Reiterchen Modulator als Mode 'fsk' auswählen, als Bits/s '9600' - das wird unsere 9k6-Einstellung
* Das selbe für wiederum für das Reiterchen Demodulator wiederholen!
* schliessen Sie das programm über file und dann Quit

Damit wäre das Soundmodem installiert und für den Packet-Radio-Zugang mit 1k2 und auch 9k6 bereits fertig konfiguriert.

Ich bereichtete eingangs von der Problematik, dass das soundmodem nicht jeder Soundkarte gnädig ist. Es wird also nun spannend, ob Ihre Soundkarte vom Soundmodem erkannt wird.

Starten Sie dazu erneut das Programm soundmodemconfig.exe und markieren Sie nochmal links den Channel 0 durch einfaches anklicken mit der Maus und klicken anschliessend auf Diagnostics und dann Modem. Erhalten Sie nun eine Fehlermeldung 'Error - cannot start audio IO', so haben Sie leider Pech gehabt. Ihre Soundkarte wurde leider nicht erkannt. Kommt dieser Fehler nicht, wurde Ihre Soundkarte hingegen akzeptiert. In dem Fall öffnet sich ein neues, zweigeteiltes Fenster Receive Packets/Bits in dessen unterer Hälfte unentwegt die Ziffer '1' durchrauscht. Klicken Sie nun oben rechts auf PTT und Sie hören einen Rechteckton.

Verbinden Sie nun Ihren Transceiver mit den NF-Kabeln mit der Soundkarte des Computers: der Kopfhörerausgang (oder ähnliches) des TRX mit dem Line-in (oder Mikrofoneingang) der Soundkarte, und den Mikrofoneingang des TRX mit dem Audioausgang der Soundkarte. Vergewisern Sie sich, dass Sie am TRX auch die Lautstärke ein wenig aufgedreht haben und alle Einstellungen im Betriebsystem Ihres Rechners für den Sound-in und Sound-out korrekt sind. Stellen Sie als nächstes die Frequenz Ihres nächste Digis ein. Im DOS-Fesnter der noch geöffneten soundmodemconfig.exe müssen Sie nun die erstemn Datenpakete sehen können.

Ist dies der Fall, hat sich der Aufwand gelohnt. Bevor wir nun weitere Tests durchführen und Flexnet beibringen, die Datenpakete vom soundmodem zum Terminalprogramm weiterzuleiten, sollten wir an dieser Stelle die PTT-Steuerung basteln. Mit Hilfe dieser kleinen Schaltung steuert das soundmodem die PTT Ihres TRX. Eine Schaltung, die auch bei mir erfolgreich zum Einsatz kommt, kann hier heruntergeladen werden:

Download Schaltung 'PTT-Steuerung' PTT-Steuerung [6,9 kB]:
http://db0fhn.efi.fh-nuernberg.de/~dl3r ... uerung.gif

Ist diese kleine Schaltung zusammengelötet (unkritisch, also auch etwas für Anfänger), schliesen wir sie an den freien COM-Port an, den wir in der soundmodemconfig.exe unter soundmodem IO während der Konfiguration angegeben haben. Verbinden Sie nun die Steuerung mit dem Eingang der PTT-Steuerung Ihres TRX. Starten Sie nun nochmal die soundmodemconfig.exe und klicken Sie auf den Channel 0. Nun klicken Sie nacheinander auf Diagnostics und dann auf Modem. In der oberen Zeile des Fensters Receive Packets/Bits gibt es das Tastfeld PTT. Klicken Sie darauf, und schauen Sie nach, ob Ihr TRX zu senden beginnt. Ist dies der Fall, funktioniert die Schaltung.

Nun konfigurieren wir FlexNet:

* Starten Sie die Datei Flexctl.exe aus dem Order soundmodem -> es öffnet sich draufhin das FlexNet Control Center
* Klicken Sie nacheinander auf Tools und dann Parameters
* in dem neuen Fenster FlexNet Channel Parameters klicken Sie auf den Kanal 0
* in einem neu geöffneten Fenster wählen Sie als Configuration das soundmodem aus und bestätigen Sie dies anschliessend mit ok
* unter Treiber steht nun SoundModem. Doppelklicken Sie nun auf SoundModem und wählen Sie erneut als Configuration das soundmodem aus
* Es muss nun auch automatisch der 2. Kanal (Channel 1) auftauchen. Ferner sind nun die Konfigurationen, wie TXDelay und Baudrate ersichtlich
* schliessen Sie das Fenster am x oben rechts und das Programm über Tools und dann Schliessen

Nun haben wir ein Software-Modem (das soundmodem) und einen Rooter (Flex32) eingerichtet, konfiguriert und getestet.

Starten Sie nun Ihr Terminalprogramm und wählen Sie als Modem/TNC das soundmodem aus. In Poxon funktioniert das beispielsweise folgendermassen:

* Klicken Sie in Paxon auf Einstellungen und dann Geräte
* Finden Sie unter Geräte PC/FlexNet ist alles ok

Ich empfehle Ihnen, auf jeden Fall mit den Lautsärkereglern des Funkgerätes und der Soundkarte ein wenig zu experimentieren, bis Sie die optimale Einstellung gefunden haben. Sie können nun jeden Digi in 1k2 und auch in 9k6 connecten.

Viel Erfolg und 73 de Daniel, DL3RTL
3070779

Re: PR 9k6 und 1k2 ohne zusätzliche Hardware: Softwaremodem

Beitrag von 3070779 »

Daniel,

herzlichen Dank für die hervorragende Anleitung. Da ich seit Jahren Paxon mit einem AS296 Modem betreibe, war der Vergleich mit der Soundkarte sehr interessant. 1k2 lief auf Anhieb. Bei 9k6 ist die Einstellung der Soundkarten-Regler sehr kritisch. Es ist unbedingt zu empfehlen, die NF für 9k6 am Ratio des Transceivers abzunehmen, und die TX Daten an der Varicap des VCO´s einzuspeisen. Ausserdem sollte das verwendete Funkgerät genau auf der Digi Frequenz liegen. Wenige 100Hz oder eine Reflektion reichen schon, dass 9k6 nicht mehr geht oder die Bauraten fallen.

vy73, GERD
3071057

Beitrag von 3071057 »

do2tux: Wenn du Linux verwendest (was ich aufgrund deines Rufzeichens jetzt mal einfach blind vermute), brauchst du kein Flexnet, das wird nur für die Windows-Version gebraucht. Unter Linux brauchst du nur den "mkiss"-Treiber, der aber offenbar bei den Standard-Kerneln schon dabei ist.
dl3rtl
Normaler Benutzer
Beiträge: 27
Registriert: Fr 21. Apr 2006, 11:07
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Beitrag von dl3rtl »

@do2tux: der Link funktioniert (wieder). Vielleicht war er zwischenzeitlich ausgefallen. Ansonsten melde Dich bitte noch mal, dann sende ich Dir Flex zu.

Frohe Weihnachten, Daniel (DL3RTL)
Alle Stufen schwingen, nur der Oszillator nicht.
dl3rtl
Normaler Benutzer
Beiträge: 27
Registriert: Fr 21. Apr 2006, 11:07
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Beitrag von dl3rtl »

do1mgk: Ja, die 9k6-Einstellungen sind in Bezug auf den resultierenden Hub sehr kritisch. Sie sind aber auch beim "fertigen Steckdosenmodem" sehr kritisch, nur sind sie dort von Werk aus bereits ausreichend eingepegelt. Ein wenig Probieren mit der Lautstärke der Soundkarte führt jedoch in den meisten Fällen rasch zu einem funktionstüchtigen Ergebnis. Besser wäre es natürlich, die Lautstärke über den Hub zu messen und dann einzupegeln.

Frohes Weihnachtsfest, Daniel (DL3RTL)
Alle Stufen schwingen, nur der Oszillator nicht.
Antworten