R-394KM: Beschreibung u. Betriebsanleitung für Afu.

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dk1ay

R-394KM: Beschreibung u. Betriebsanleitung für Afu.

Beitrag von dk1ay »

Kleine Betriebsanleitung für das russische „Agentenfunkgerät“
R-394KM im Amateurfunk
von dk1ay, Wolfg. Hekeler.
Das R-394KM ist für spezielle militärische Anwendungen konzipiert. Es ist kompakt in einem stabilen Alu-Koffer eingebaut, in den Abmessungen ca. 34 x 27 x 14 cm (LBH) und wiegt ca. 10 kg. Das Gerät ist ausschließlich mit Halbleitern bestückt. Nach Öffnen des Klappdeckels zeigen sich die Gerätefront mit allen Bedienelementen und linksseitig ein verschließbares Zubehörfach. Die Gerätefront gliedert sich in drei Einheiten:
Links: der Empfänger
Mitte: die digitale Speichereinheit (DSU)
Rechts: der Sender
Im Zubehörfach befinden sich: Batteriekabel, Einsteckleuchte, Ersatzbirnchen, Sicherungen
und der Kopfhörer.
Das kompakte All-In-One-Gerät ist eindeutig für portablen Einsatz vorgesehen.
Die Verwendung als portables Amateurfunkgerät bietet sich – allerdings mit Einschränkungen
geradezu an.
Amateurfunkbetrieb:
- Frequenzumfang: 2 bis 13,499 MHz in 4 Bereichen; (1,836 MHz ist gerade noch
möglich). Er umfasst somit die Amateurfunkbänder 160 m bis 30 m.
- Betriebsart: CW
- Frequenzeinstellung: Die Frequenzen für Sender und Empfänger sind getrennt
mittels Tastatur einzutippen. Frequenzänderungen sind erst nach Löschen der
bestehenden Eingaben möglich. „Über das Band drehen“ – geht nicht. Die Schrittweite
beträgt 1 kHz.
- Frequenzanzeigen (LED) für Sender und Empfänger sind in zwei Fenstern und nur auf
Tastendruck sichtbar.
- Der Empfänger erlaubt die Betriebsarten A3, A2, und A1. Für Afu-Betrieb kommt
ausschließlich A1 in Frage. Ein abstimmbarer Preselektor ist in 4 Frequenzbereichen
schaltbar. Feineinstellung erfolgt mittels BFO. Im Schwebungs-Null lassen sich
benachbarte CW-Stationen ausblenden. Ein selektives NF-Filter existiert nicht. Nach
meinen Erfahrungen mit einem gebrauchten Gerät wirkt der Empfänger für CW etwas zu
breitbandig, hat merkliches Eigenrauschen und mäßige Empfindlichkeit, wodurch der
Empfang schwacher Signale schwierig ist.
In der Betriebsart A3 ist der Empfang von Rundfunkstationen – sogar bis in den
Mittelwellenbereich möglich. Dabei ist der Preselektor außer Bereich, doch die
starken Sender kommen einwandfrei durch.
- Der Sender ist im Gegensatz zum Empfänger einfach zu bedienen. Die
Frequenzeinstellung erfolgt wie beim Empfänger mittels Tastatur. Auf der DSU-Frontplatte
befindet sich eine nützliche Tabelle als Einstellhilfe zur
- Antennenanpassung. Mit einem Drehschalter lässt sich der Frequenzbereich grob
auswählen. Feinabstimmung erfolgt mit einem Drehkondensator. Zur Kontrolle des
Antennenstromes dienen Anzeigeinstrument und LED.
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- Zur Tastung (A1) kann die eingebaute Morsetaste benutzt werden, was durchaus
gewöhnungsbedürftig ist, denn die Taste befindet sich oben auf der Frontplatte und
liegt unbequem hoch. Die EXTERNAL KEY- Buchse auf der DSU ermöglicht jedoch
den Anschluß einer externen Taste. Leider benötigt man für die Buchse einen schwer
beschaffbaren Spezialstecker.
Der Sender liefert nach Empfangsberichten durchaus gute Signale bei einer Leistung
von ca. 5 bis 15 Watt je nach Frequenzbereich und Antenne.
- Folgende Mängel haben sich bei meinem Gerät während ca. zehnjährigem Betrieb herausgestellt:
1.- Die Kontakte der Morsetaste verschleissen ungewöhnlich schnell, was offenbar auf Abbrand zurückzuführen ist. Ein eingefügter Kondensator von 10 Mikrofarad mit Entladewiderstand parallel zur Taste schuf Abhilfe. Möglicherweise ist auch das Tastrelais nicht ganz in Ordnung, was sich dann manchmal in unsauberen Zeichen äußert.
2.- Die Kontakte der Tastatur können gelegentlich verschmutzen. Zur Reinigung muß man die Frontplatte abschrauben.
3.- Massive Fehler gab es auch. So war das Gerät plötzlich tot.
- Die EXTERNAL KEY-Buchse gestattet eine Kontrolle betriebsinterner Spannungen.
Dabei fiel das Fehlen der Spannung von minus 12 Volt sofort auf, die laut Schaltplan ein Spannungswandler erzeugt.
Ursache: Im Wandler waren zwei Transistoren und ein Festspannungsregler gestorben.
Mit gängigen Bauteilen funktioniert der Wandler nun wieder einwandfrei.
4.- Eine heftige elektrostatischen Entladung (Gewitter) auf der Antenne zerstörte im Empfänger einige Bauelemente. Das konnte ich bis jetzt nicht reparieren. Zum Glück habe ich noch einen Ersatzempfänger.....
5.- Tja, einen Fehler möchte ich nicht verschweigen: Ich hatte zum Betrieb im Garten
einen Akku vorgesehen. Mein Missgeschick war – ich hatte die Polung verwechselt.
Das Gerät war mausetot. Gott sei Dank war nur die Sicherung futsch.
– Als wirksamer Verpolungsschutz dient eine interne Leistungsdiode, normalerweise in Sperrrichtung,
nun aber voll auf Durchgang und die Sicherung tat ihren Dienst. Ohne
weitere Folgen.
Ich glaube nichts Wesentliches vergessen zu haben, so können wir uns der
Betriebsanleitung zuwenden.
Das Gerät bietet folgende Betriebsarten:
1. A1-Telegrafie mit eingebauter oder externer Taste
(Die nachfolgenden Eingaben erfolgen mittels Tastatur bzw. Sondertasten auf der DSU):
2. A1-Telegrafie von einzelnen Ziffern von 0 bis 9, sowie die Betriebszeichen .......... (Irrung) und -....- (-),
3. A1-Schnelltelegrafie (Burst) vorher abgespeicherter Fünfergruppen
(aus den Ziffern von 0 bis 9) mit einer Geschwindigkeit von 167 Gruppen / Minute.
Speicherkapazität: 202 Gruppen.(Empfohlen sind 200 Gruppen)
4. Aussendung eines digitalen Zifferncodes in A2-Modulation durch Eingabe einzelner
Ziffern mit anschließender Aussendung.
Für Amateurfunkbetrieb kommen nur die Punkte 1 und 2 in Betracht.
- 3 -
Frontansicht
Abb. aus http://www.cryptomuseum.com/spy/r394/index.htm
Nützliches Original-Zubehör:
Textilbeutel mit GFK-Antennenmast, Erdanker und GFK-Spieß für das Gegengewicht.
Heft mit Schaltplänen, Bestückungsplänen und Stücklisten, Antennendraht/Gegengewicht auf
Haspel, und im Gerätefach SPARES - Kopfhörer, Batteriekabel, Lampen und Sicherungen.
Voraussichtlich nicht benötigtes Original-Zubehör:
Transportkiste, Akkugürtel mit NC-Akkus, Ladegerät, Handgenerator, Pipetten, Funkertuch, Kabel für Akkugürtel, Rückentragegeschirr – noch was vergessen?
Das R-394KM trägt üblicherweise russisch beschriftete Bedienelemente. Die oben abgebildete Frontansicht trägt engl. Bezeichnungen, die in dieser Beschreibung zur besseren Verständlichkeit übernommen sind.
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Telegrafiebetrieb (A1):
Vorbereitung:
Energieversorgung: Strombedarf bei12 Volt DC im Sendebetrieb ca. 4,5 A.
Das Gerät hat in der Originalausstattung auf der Unterseite des Gehäuses eine Rückentrageeinrichtung mit Seitentasche für die Haspel mit Antennendraht.
Beim Arbeiten mit der eingebauten Handtaste steht das Gerät meist etwas wackelig. Es kann nur empfohlen werden, dieses Geschirr abzuschrauben und statt dessen die Unterseite mit selbstklebenden Gummifüßen zu versehen,. damit der sichere Stand auf einem Tisch
gewährleistet ist.
Vor Betriebsbeginn, insbesondere bei Portabelbetrieb mit Akku, unbedingt vergewissern, dass das Gerät ausgeschaltet ist.(zweckmäßig ist ein Akku 12V und 7Ah für ca. 2 Stunden
Betrieb).
Aufbau der Antenne:
Aus dem Zubehörbeutel entnehmen: GFK-Teleskop-Antennenmast, Erdanker und GFK-Spieß.
- Zunächst der GFK-Teleskopmast: Beginnend mit der Gummikappe - die einzelnen Teile nacheinander herausziehen, dabei ein Teil mit dem folgenden durch leichte Drehung verklemmen und den ausgezogenen Mast ablegen.
Auf der Haspel befinden sich in dieser Reihenfolge Wurfblei mit Nylonschnur, Antennendraht und Gegengewicht. Falls nicht benötigt, kann man das Bleigewicht samt Nylonschnur vom Antennendraht trennen.
- Den Antennendraht von der Haspel abwickeln und die zum Vorschein kommenden Stecker für Antenne und Gegengewicht am Funkgerät anklemmen.
- Das Ende des Antennendrahtes an der Mastspitze befestigen, den Mast aufrecht halten und zusammen mit dem Erdanker so weit vom Funkgerät weggehen, bis der Antennendraht gespannt ist. An dieser Stelle den Erdanker mit ausgeklappten Seitenflügeln in den Boden treten und den Mast aufrichten.
- Auf der Haspel befindet sich noch der Draht für das Gegengewicht, dessen Stecker gehört in die zuständige Buchse des Senders. Den Draht kann man einfach auf dem
Erdboden möglichst entgegen der Antennenrichtung auslegen. Den GFK-Spieß kann man zur Abstützung des Gegengewichtes in einigen Metern Entfernung vom Funkgerät verwenden. Das restliche Gegengewicht kann am Boden liegen bleiben. Man beachte: Das Gegengewicht ist Bestandteil eines asymmetrischen Dipols und somit ein strahlendes Element.
Die optimalen Längenangaben für Antenne und Gegengewicht sind auf der Frontplatte der DSU in Tabellenform aufgelistet.
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Abb. aus http://www.cryptomuseum.com/spy/r394/index.htm
Die Abb. Zeigt den Antennendraht mit Gegengewicht auf Haspel – ein Wurfblei zur
Befestigung der Antenne an einem Ast ist auch dabei....
Anschluß der Stromversorgung:
Im Seitenfach des Funkgerätes (Spares) befinden sich Kopfhörer und Batteriekabel. Beides
wird entnommen. Das Seitenfach kann man wieder schließen. Den Stecker des Batteriekabels
in der vorgesehen Buchse auf der Frontplatte einschrauben. Den Kopfhörer am Empfänger
anschließen und die Batterie – auf richtige Polung achten – anklemmen.
Kontrolle: Am Sendeteil befindet sich oberhalb der Morsetaste ein roter Kontrollknopf. Wird
dieser gedrückt, zeigt das Instrument die Betriebsspannung bei ausgeschaltetem Gerät an.
Laut Warnhinweis darf sie 13,5 Volt nicht übersteigen!
Kontrolle der Schalterstellungen an der DSU:
- MEMORY auf OFF
- TX MODE auf RX
Sind alle Betriebsbedingungen erfüllt, kann das Gerät eingeschaltet werden.
POWER auf ON
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Empfangsbetrieb:
Im Kopfhörer sind nun bei aufgedrehtem Lautstärkeregler Geräusche hörbar.
Einstellungen am Empfänger:
- Empfangsbetriebsart am Betriebsartenschalter RX MODE auf A1 stellen.
Den Frequenzbereich (z. B. 5 – 8 MHz) am Preselektor mit RANGE wählen
- Die DSU besitzt für Empfänger und Sender zwei getrennte LED-Anzeigefenster.
Darunter befinden sich die jeweils zugehörenden Bedientasten „C“ und „K“.
- Zur genauen Frequenzeingabe erst den Speicher für die Empfangsfrequenz mit der
Taste „C“ löschen und anschließend die Frequenz 5-stellig (z. B. 07030) in kHz mit
der Tastatur eintippen. Die Taste „K“ dient zur Kontrolle der eingegebenen
Empfangsfrequenz.
- Preselektor abstimmen: Oberhalb der Kopfhörerbuchse befindet sich ein
Knopf. Im gedrückten Zustand lässt sich mit dem Drehkondensator TUNE ein Maximum am
Anzeigeinstrument einstellen. Im Kopfhörer ist dabei maximales Rauschen zu
hören. Lässt man den Knopf los, ist der Preselektor abgestimmt.
Der Empfänger ist betriebsbereit.
Sendebetrieb:
vorbereitende Schalterstellungen:
- an der DSU:
MEMORY ist ausgeschaltet (Verriegelungstaste drücken und auf OFF schalten)
TX MODE auf RX
Sendefreqenz einstellen :
- an der DSU
- TX-Löschtaste „C“ drücken
- anschließend Sendefrequenz eintippen
- mit der Taste „K“ kontrollieren
- am Sender:
Antennenanpassung COURSE entsprechend Frequenzbereichen, siehe Tabelle auf der
Frontplatte der DSU, schalten
Antennenabstimmung:
an der DSU
- TX MODE auf A1 schalten
am Sender
- Morsetaste drücken und gleichzeitig
- ANTENNA MATCHING FINE auf maximalen Antennenstrom am
Anzeigeinstrument einstellen. Gleichzeitig leuchtet die LED unter dem Instrument auf.
- Morsetaste loslassen
- Der Sender ist betriebsbereit.
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So, nun kann es losgehen.....
An der DSU:
Betriebsartenschalter TX MODE wieder auf RX stellen.
Sogleich ertönen die empfangenen CW-Signale im Kopfhörer.
Mit dem BFO (TONE) spielen und zunächst die Knopfstellung für „Zero Beat“
ermitteln. Sinnvoll ist es, eine Markierung dieser Stelle anzubringen.
Benachbarte CW-Sender lassen sich – wie schon gesagt - ausblenden. Eventuell muß
man auch die Empfangsfrequenz variieren, d. h. eine neue Frequenz um ± 1 bis 2 kHz
eintippen. - Das ist zwar umständlich - geht leider nicht anders.
Die Sendefrequenz nicht vergessen und ebenfalls neu eingeben, sonst arbeitet man
im “Split“- Betrieb, was aber manchmal durchaus sinnvoll sein kann.
Der Sende-Empfang-Umschalter (TX MODE) befindet sich bequem nahe bei der
Morsetaste.
Nach etwas Gewöhnung an den Empfänger steht dem ersten QSO wohl nichts mehr
im Wege.
Etwas Spielerei soll schon sein und mit einiger Übung kann der Betrieb mit diesem
Gerät sogar richtig Spass machen! Voraussetzung ist allerdings: Keine zu hohe
Bandbelegung.
Hier noch einige techn. Daten lt. Literatur:
Empfänger:
Empfindlichkeit in A1A: < 2 mV
A3A: < 5 mV
A2A: < 5 mV
Spiegelfrequenzunterdrückung: > 46 dB,
BFO: ± 0,7 kHz
Stromaufnahme:
- Empfang: 0,7 A
- Senden in A1: 4,5 A
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Nachtrag:
Was ich bisher über das Gerät in Erfahrung bringen konnte:
Das R-394KM war in den damaligen Warschauer-Pakt-Staaten bis ca. 1990 im Einsatz.
Es fand vorwiegend Verwendung bei sog. „Spezial-Truppen“ z. B. Fallschirm-
Kämpfern, die hinter den feindlichen Linien nachts abgesetzt wurden.
Die getrennt abgeworfenen Geräte verbarg man häufig in einem Erddepot.
Aus Beschreibungen und Erfahrungsberichten geht hervor:
Der Funkbetrieb erfolgte nachts, d. h. Antenne, Gegengewicht und
Funkgerät mussten in Dunkelheit eingerichtet werden.
Kein verräterischer Lichtschein durfte den Gegner aufmerksam machen. So blieb das Gerät
bis auf zwei kleine versenkte LEDs - als Antennenstrom- bzw. Tast-Indikator, die
beim Geben kurz aufleuchten - dunkel. Auch die Frequenzanzeigen sind nur auf Tastendruck
sichtbar.
Im Zubehör zu diesem Gerät befindet sich ein sog. „Funkertuch“. Es handelt sich
um ein olivgrünes, ziemlich lichtundurchlässiges Baumwolltuch, mit dem das
am Boden liegende Funkgerät zusammen mit dem Funker zugedeckt werden kann.
Russische Quellen bezeichnen dieses Tuch als „Zelt“.
So kann der Funker auch die Einsteckleuchte verwenden und seinen Betrieb
unauffällig ausüben. Der beigefügte GFK-Spieß dürfte dann auch als kurzer
Antennenmast dienen. Man kann sich vorstellen, dass in freiem Gelände der aufgerichtete
große Antennenmast im Mondlicht erkennbar ist.
Die Betriebsbedingungen im Verborgenen führten dazu, dieses Gerät wohl als
„Agentenfunkgerät“ zu deklarieren. Worüber man aber durchaus geteilter Meinung sein kann,
denn ein Soldat im Einsatz wird sich nicht unbedingt dem Gegner offen präsentieren wollen.
Die Sonderbetriebsarten Schnelltelegrafie von Zahlen als Fünfergruppen oder der in A2
mögliche Code einzelner Zahlen, sind in der Nachrichtentechnik allgemein lange bekannt und
keineswegs ausschließlich kennzeichnend für Agentenfunk. Sie dienen lediglich dazu, dem
Gegner (oder Unbefugten) den Inhalt der Meldung zu verheimlichen.
Andererseits gab es hier im Westen Deutschlands – soweit mir bekannt - zwei sehr gut
erhaltene Bodenfunde. Der erste offenbar noch vor der Wende, der andere im Jahre 2008.
Letzterer war in ausgezeichnetem Zustand. Sogar die beigefügte Batterie! (Gerät und Batterie mit engl. Beschriftung)
zeigte volle Leistung. Ein Probebetrieb damit verlief einwandfrei. Dieses Gerät kam
nach meinem Informanten in der Nähe von Kleve zum Vorschein.
Waren die Geräte für sog. „Schweigefunker oder Schläfer", also doch (Agenten in
Bereitschaft) vorgesehen?
Andererseits bedienen sich Agenten in Friedenszeiten meist anderer Kommunikationsmittel,
die in Kriegszeiten allerdings nicht immer zur Verfügung stehen.
Wie auch immer, Funkbetrieb im Verborgenen – ja, dafür ist das R-394KM eindeutig
konzipiert.
Zur Beruhigung der Ermittlungsbehörde: Nach neuester Erkenntnis müsste das enge Zeitfenster
zur Errichtung des Erddepots etwa um das Jahr 1985 liegen, also noch vor der Wende, was sich aus den angegebenen Haltbarkeitsdaten der Batterie ableiten lässt.
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Die Sonderbetriebsarten F1 und A2 sollen nicht unerwähnt bleiben:
Die Bedienung erfolgt nach betriebsbereiter Einrichtung von Empfänger und Sender
ausschließlich an der DSU. Dabei bekommen die Betriebszeichen-Tasten neue Funktionen.
Die eingegebenen Ziffern (F1-Betrieb) erscheinen im LED-Anzeigefenster unter der
Bezeichnung INFORMATION.
- F1 Schnelltelegrafie, Vorbereitung:
- Speicher einschalten: MEMORY auf READ
- Speicher löschen mit Taste “C“ (CLEAR – linke Tastenreihe, neben den Zifferntasten)
Kontrolle des Speicherinhaltes in der LED- Anzeige INFORMATION mittels Taste
START.
- Eingabe der ersten Fünfergruppe. Dabei erscheinen die Ziffern im Anzeigefeld.
Bei Bedarf: Korrektur mit Taste „C“.
- abspeichern der ersten Gruppe mit Taste SPACE.
- Eingabe der zweiten Fünfergruppe und wiederum abspeichern mit SPACE usw.
- Es können maximal 202 Gruppen gespeichert werden = Speicherkapazität.
- Es ist aber auch möglich, mehrere kurze Nachrichten hintereinander abzuspeichern
- Dazu sind die einzelnen Ziffernblöcke durch mindestens zwei Tastendrucke auf
SPACE voneinander zu trennen.
SPACE belegt hierbei z. B. zwei Gruppen-Speicherplätze
- Aufrufen der gespeicherten Gruppen:
Schalter MEMORY auf WRITE und zurück auf READ schalten. Dabei erscheint die
erste abgespeicherte Gruppe in der INFORMATION.
Wiederholtes Drücken von SPACE ermöglicht nun der Speicher durchzublättern
Dabei hat man die Möglichkeit, fehlerhafte Gruppen mit „C“ zu löschen und neu
einzugeben.
Senden eines Burst:
- TX MODE auf F1 schalten (in der Anzeige ist die erste Gruppe sichtbar)
- START drücken und der Burst wird gesendet. Außerdem kann beim Durchblättern
der zu sendende Gruppenblock wie oben beschrieben gesucht, mit F1 (TX MODE)
und anschließend der Taste START gesendet werden.
CW-Burst-Decodierung
Natürlich erprobte ich auch die Decodierung eines gesendeten Burst.
Mit Hilfe eines Decoders (DTR-MS) waren die Morsezeichen soweit zu verlangsamen,
daß sie in normaler CW-Geschwindigkeit aufzunehmen waren.
Zur Erzeugung der Morsezeichen dient der Zehner-Tastenblock. Demnach sind auch zehn verschiedene Zeichen zu erwarten.
Wie groß war mein Erstaunen, daß lediglich vier verschiedene Morsebuchstaben zur Verfügung stehen, nämlich die Zeichen für
a, s, n und t. Hier die Belegung der Zifferntasten: 1 = t; 2 = n; 3 = a; 4 = a; 5 = s; 6 = n, 7 = t; 8 = t; 9 = n; 0 = a.

Beim Abhören erscheinen die Morsezeichen ohne Zwischenraum also unmittelbar hintereinander wie zusammengehörend.

In der Belegung der Zifferntasten begegnen uns die Zeichen
a, t, n jeweils 3 mal und s lediglich einmal. Dient das Zeichen für s eventuell als Trennzeichen?
Wie mir gesagt wurde, wären die Burst-Sendungen auch mittels eines Tonbandgerätes bei reduzierter Wiedergabegeschwindigkeit als tiefes Brummen feldmässig lesbar gewesen? Wenn das bisher gesagte zutrifft, dann kämen wohl nur einfach lesbare Zeichen infrage. Das zugrunde liegende Codierverfahren ist mir unbekannt. Birgt das Gerät noch weitere Geheimnisse? Vielleicht weiß jemand mehr darüber? Diesbezügliche Infos sind sehr willkommen und könnten diesen Beitrag ergänzen.
Und nun habe ich es nochmal probiert:

Hier mein Versuch, die Schnelltelegraphiesignale akustisch nach Zeichenkombinationen und Einzelzeichen aufzulösen.
Schnelltelegraphiesignale akustisch aufgenommen mit DTR-MS, Geschwindigkeit 10-fach reduziert
Zuordnung: 2. Ziffer| 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 ohne
Bedeutung | t* *n t:e* *a s* e:t :t *t* :n :a* t*
-----------------------|----------------------------------------------------------------------------
1. Ziffer
-----------------------|---------------------------------------------------------------------|-------
1 t* | tt tn t:a ta t:s* m t:t tn t |
2 *n | ve nn t:e* na ns n:t n:t n:n na |n
3 t:e* | t:a n ta:e t:u th tit |
4 *a | a:t a:n a:a a:s at at an aa |a
5 s* | v v:e v:e *4 ss hat s:t v ve sa |s
6 e:t | em e:g ek eb ent* |
7 :t | tt g me k b nt tt tt tn ta |t
8 *t* | m tn ta ts :t tt :t* t:a |t
9 :n | k c x 6 k nt nn na |n
0 t* | w p aa eb at w na aa |a

Zeichenerklärung: *bedeutet eine lückenlose Verbindung mit dem Folgezeichen : hörbarer Abstand zum Folgezeichen

Leider wurden in der Tabelle die Zeilen nach links verschoben. Anhaltspunkte bieten die senkrechten Striche. Sie gehören bereits ab der "Zuordnung 2. Ziffer" untereinander.
Fazit: Es macht wenig Sinn, aus den akustischen Signalen einen reproduzierbaren Code abzuleiten. Die möglichen Zeichenkombinationen und Einzelzeichen lassen sich aus Fünfergruppen nur partiell zuordnen. Daher scheint mir eine akustische Dechiffrierung in der Praxis –zumal unter Feldbedingungen nicht praktikabel zu sein.
Das Oszillographenbild der Signale zeigt zudem, daß die Zeichen einer akustisch kaum auflösbaren Zeittaktung folgen, da manche Zeichen zeitlich miteinander verschmelzen. Demnach erfolgt die Auswertung der digital erzeugten Signale wohl sinnvoll über ein Rechnerprogramm.
Unterlagen darüber sind mir bis dato nicht bekannt.

Senden einer Ziffer in A2 (digitale Tonfolge):
- TX MODE auf A2 schalten, MEMORY kann dabei ausgeschaltet sein, es wird nicht
benötigt.
- gewünschte Zifferntaste drücken
- mit START den Code in A2 aussenden. Wie und mit welchen Geräten hierbei die Decodierung erfolgt, ist mir derzeit ebenfalls nicht bekannt und macht neugierig.
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Neben der Morsetaste am Sender befindet sich ein verschraubter Deckel. Darunter
verbirgt sich ein Batteriehalter mit Batterieclips. Hier kann man eine Batterie zum
Erhalten der Speicherdaten einsetzen. – Ich habe das bis jetzt noch nicht ausprobiert,
weil mir die Daten der Batterie nicht bekannt sind. Für Afu-Betrieb ist das auch
unwichtig.
Zuletzt noch eine Anmerkung:
Einige Jahre nach dem Fall des „Eisernen Vorhanges“ tauchten die ersten R-394KM auf
Flohmärkten auf . Die Preise lagen etwa bei stolzen 1500,- Euro. „Agentenfunkgeräte sind
eben begehrt und besonders teuer“. Inzwischen sind die Preise drastisch gefallen. Im Jahre
2010 verlangten russische Händler immerhin noch 500,- Euro für ein ungeprüftes Gerät
-allerdings mit erheblichen Gebrauchsspuren und sichtbaren Mängeln.
Ob auch dieser Preis angemessen ist, mag jeder selbst entscheiden. Jedenfalls haben diese
Geräte mit Baujahren um 1986 schon ein stolzes Alter erreicht. Sie sind technisch längst
überholt und störanfällig.
Persönlich hatte ich mir ein R-394KM zugelegt aus purer Neugierde. Anlaß war eine
Pressemitteilung - nach meiner Erinnerung in der Vorwendezeit über aufgefundene östliche Agentengeräte. Dazu
gab es eine Ausstellung – ich glaube im BKA. Einem Pressebericht in der SZ war
ein Photo beigefügt. Das R-394KM war dabei auf einem Schild beschrieben, stattdessen aber
mit einem älteren russ. R-353 unterlegt. (Photo aus der SZ ).
Warum wollte man das R-394KM nicht zeigen? Was war so besonderes daran? Ich hatte
mich damals in Funkerkreisen umgehört und nach ersten Aussagen hätte das Gerät wohl
phantastische Eigenschaften gehabt. Unglaublich! Ja, darum wollte ich es selbst wissen.
Nun, nach über 10-jähriger Praxis mit der „alten“ Technik, heute wird man es wohl als
Nostalgie bezeichnen, komme ich mit den Gegebenheiten gut zurecht – man muss es
jedoch mögen.
Weiterführende Literatur:
Betriebshandbuch (Kopie in russ.) von OM Günter Fietsch, dl9wsm
Persönliche Infos über das letzte Fundgerät von OM Fietsch, dl9wsm
http://www.rwd-mb3.de/ftechnik/pages/r394.htm
http://www.vrazvedka.ru/main/learning/l ... 3_07.shtml
Abbildungen aus: http://www.cryptomuseum.com/spy/r394/index.htm
Süddeutsche Zeitung (Datum leider nicht festgehalten, Bild liegt bei dk1ay)
Bilder gibt es auf Anforderung unter hekeler@web.de.
aktualisiert am: 06.06.2015
W. R. Hekeler, dk1ay
Antworten