Ableitwiderstand gegen statische Aufladung

(Antennen, Anpassung, HF-Leitungen..)
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dk8nt
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Registriert: Sa 14. Jan 2006, 16:53

Ableitwiderstand gegen statische Aufladung

Beitrag von dk8nt »

Hallo,

für den Ableitwiderstand gegen statische Aufladung bei Antennen findet man (für 100 W Sendeleistung) Angaben zwischen 100 kOhm und 10 MOhm, und Leistungen zwischen 2 und 10 Watt - obwohl der Widerstand von den 100 Watt doch eigentlich so gut wie nichts mitbekommen sollte (siehe z.B. http://www.mydarc.de/dl6ip/kite%20antenna.html).

Bisher habe ich an FD4 und Triple Leg mit offensichtlich gewendelten 10-kOhm-Schichtwiderständen mit 1 oder 2 Watt Belastbarkeit gearbeitet, ohne Probleme.

Fragen:

* Welcher Widerstandswert (Ohm) ist "am besten"? Warum?
* Welche Belastbarkeit (Watt) ist wirklich nötig? Warum? Und wie berechnet man die?
* Warum sollte der Widerstand nicht gewendelt sein - wegen Überschlägen? Oder um Resonanzen zu vermeiden (L+C)? Wie würden die sich auswirken?
* Und wenn ich eine Antenne (z.B. Dipol) über einen Balun speise - macht dann ein Ableitwiderstand zwischen Koax-Innen- und Außenleiter überhaupt Sinn? Oder sollte der Ableitwiderstand dann besser vom Antennendraht gegen Masse (z.B. auf den Koax-Mantel) gehen, oder sogar die beiden Dipolschenkel direkt verbinden - auf jeden Fall so den Balun "umgehen"?

Ich will's halt endlich mal verstehen ...

Danke und beste 73/55
de Gerd DK8NT
1571017

Re: Ableitwiderstand gegen statische Aufladung

Beitrag von 1571017 »

dk8nt hat geschrieben:Hallo,

für den Ableitwiderstand gegen statische Aufladung bei Antennen findet man (für 100 W Sendeleistung) Angaben zwischen 100 kOhm und 10 MOhm, und Leistungen zwischen 2 und 10 Watt - obwohl der Widerstand von den 100 Watt doch eigentlich so gut wie nichts mitbekommen sollte

Normalerweise werden Ableitdrosseln verwendet und nicht Widerstände.
Wenn es ein Widerstand ist muss er in jedem Fall spannungsfest und reell sein.


* Welcher Widerstandswert (Ohm) ist "am besten"? Warum?

Hochohmig sollte er schon sein um keinen Einfluss auf die Antenne zu haben

* Welche Belastbarkeit (Watt) ist wirklich nötig? Warum? Und wie berechnet man die?

Nach dem ohmschen Gesetz.
Wie gross die Spannung überhaupt werden kann hängt von der Antenne ab.
An grossen und hohen Drahtantennen entstehen schnell etliche KV durch Statik.
Hängt daran ein Koaxkabel bedämpft das bereits sehr stark.


* Warum sollte der Widerstand nicht gewendelt sein - wegen Überschlägen? Oder um Resonanzen zu vermeiden (L+C)? Wie würden die sich auswirken?

An einer hochohmigen Antenne ist beides extrem ungünstig und verstimmt stark die Antenne. Das L nur wenn es nicht gross genug ist.


* Und wenn ich eine Antenne (z.B. Dipol) über einen Balun speise - macht dann ein Ableitwiderstand zwischen Koax-Innen- und Außenleiter überhaupt Sinn?

Das hängt vom Balun ab, wenn es einer ist der die Anschlüsse kurz schliesst macht es natürlich keinen Sinn, dann reicht die Aussenleitererdung.

Oder sollte der Ableitwiderstand dann besser vom Antennendraht gegen Masse (z.B. auf den Koax-Mantel) gehen, oder sogar die beiden Dipolschenkel direkt verbinden - auf jeden Fall so den Balun "umgehen"?
Hallo Gerd,

Wie gesagt, da gehören eher Drosseln hin, keine Widerstände.
Ist eigentlich nur bei offener Speiseleitung nötig und auch nicht auf der Antennenseite.
An Koaxkabeln setzt man Überspannungsableiter ein.

73
Peter
dj4ct
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Registriert: Do 22. Jun 2006, 10:01

Re: Ableitwiderstand gegen statische Aufladung

Beitrag von dj4ct »

Hallo Gerd,

grundsätzlich klar, was Peter dazu schreibt.
Aber sehr hochohmige geeignete! Widerstände im höheren MOhm-Bereich werden kaum auf die Impedanzen einwirken. So etwas bietet der Funkamateur in seinem Bauteilesortiment an.
Das könnte man auf jeden Fall anwenden.
Allerdings würde bei einem Blitzschlag in der Nähe evtl. die gefährliche Überspannung nicht schnell genug abgebaut. Dann wäre die Kombination aus Überschlagsstrecke und Ableitwiderstand günstiger. Bei normalen statischen Aufladungen reicht diese Methode aber gut.
Es wäre gelegentlich zu prüfen, ob die Widerstände noch in Ordnung sind. Allerdings können häufig Ohmmeter in diesem Bereich nicht messen.

Für Coaxialkabel gibt es auch Überspannungsableiter. Wenn diese aber ansprechen, kann das dem RX-Eingang schon zu viel gewesen sein.

Interessant dazu der Artikel im letzten FA 05/09 S. 490 "Empfangsstörungen: atmosphärisch oder hausgemacht"

Natürlich ist es sowieso notwendig, die Antenne bei Nichtbetrieb der stn immer abzuklemmen. Es gibt aber sicher qths, wo ständig mit statischer Aufladung zu rechnen ist. Findet diese dann nicht mehr statt, weis man, dass eine Reinigung der Isolatoren an den hochohmigen Antennenteilen angesagt ist.

Vy 73 es gl, Lebrecht, DJ4CT
dk8nt
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Beiträge: 21
Registriert: Sa 14. Jan 2006, 16:53

Beitrag von dk8nt »

Hallo Peter & Lebrecht,

danke für Eure ausführlichen Kommentare, besonders angesichts der recht geringen Forumsaktivität hier!

Gut, einiges habe ich daraus gelernt und verstanden, einiges ist immer noch unklar. Aber ich glaube, das läßt sich auf diesem Weg kaum klären.

Einen Überspannungsableiter habe ich zuhause an der FD4 in Betrieb, plus eben den 10-kOhm-Ableitwiderstand. Da ich demnächst eine kleine Inselaktivierung vorhabe, und wir mehrere Antennen aufstellen wollen, wollte ich's diesmal richtig machen. Naja, so ungefähr weiß ich jetzt Bescheid.

Nochmals vielen Dank, und beste 73/55 de Gerd DK8NT
1571017

Beitrag von 1571017 »

dk8nt hat geschrieben:
Da ich demnächst eine kleine Inselaktivierung vorhabe, und wir mehrere Antennen aufstellen wollen, wollte ich's diesmal richtig machen.
Hallo Gerd,

Für Inselaktivitäten gibt es nichts besseres als Vertikalantennen am Strand.
Die sind dann auch leicht per "static drain choke" zu erden.

73
Peter
dk8nt
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Beiträge: 21
Registriert: Sa 14. Jan 2006, 16:53

Beitrag von dk8nt »

Hi Peter,

hm, ja ... das wirft die nächste Frage auf:
Wir fahren auf die Helgoländer Düne, und der Antennenstandort ist oben auf dem Dünenkamm, schätzungsweise 50 m von der Wasserlinie entfernt.

Wirkt da wirklich noch das Salzwasser als Reflektor im Boden?
Oder haben wir dann einfach normalen Sandboden? Und damit auch eine schlechte Leitfähigkeit für die "static drain choke"?

Das ist eine der vielen Fragen, die sich beim Lesen diverser Artikel der letzten Zeit bei mir angesammelt haben.

Danke und beste 73/55
de Gerd DK8NT
1571017

Beitrag von 1571017 »

dk8nt hat geschrieben:Hi Peter,

hm, ja ... das wirft die nächste Frage auf:
Wir fahren auf die Helgoländer Düne, und der Antennenstandort ist oben auf dem Dünenkamm, schätzungsweise 50 m von der Wasserlinie entfernt.

Wirkt da wirklich noch das Salzwasser als Reflektor im Boden?
Hallo Gerd,

Die Frage der Wirkung hängt davon ab ob der Reflexionspunkt sich bereits im Salzwasser befindet.
Bei 10° Erhebungswinkel passt das gerade noch, bei steileren Winkeln nicht mehr.

Die Erdungsfrage ist schwer zu beantworten, Sand ist ein schlechter Leiter wenn er nicht gut mit Salz gepökelt ist.
Die Drossel sitzt ja zwischen Innen- und Aussenleiter wird also die Statik kurz schliessen.

Im letzten WWDX an der dänischen Küsten hat ein einzelnes Radial/Strahler in 2m Höhe völlig ausgereicht um meine 4-Square auf 40m sehr gut funktionieren zu lassen.
Das Vor-Rück-Verhältnis unter flachen Winkeln lag zwischen 25 und 30db.

73
Peter
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