dl8rds hat geschrieben:Mal ganz ehrlich, mit 9600 Bit/Sekunde und Packet-Digis kann man heute niemanden mehr begeistern - wenn man WLAN-Router mit 108 MBit/s an jeder Ecke bekommt.
Einverstanden - ich hatte schon vor 5 Jahren vorgeschlagen, das Experiment Packet Radio für erfolgreich beendet zu erklären und das Netz kontrolliert abzuschalten.
dl8rds hat geschrieben:Aber warum beschäftigt sich im DARC niemand mit WLAN?
Amateurfunk in DL ist nicht der DARC. 1985 hat sich "im DARC" (im Sinne von Funktionsträgern) auch niemand mit Packet Radio beschäftigt, und letztlich ist das auch nicht deren Aufgabe.
dl8rds hat geschrieben:Ist HighSpeed-Datenfunk zu trivial?
Wenn die Beschäftigung nur darin besteht, die Kiste auszupacken und einzuschalten, dann ja. Alles weitere ist ausserhalb der gesetzlichen Möglichkeiten - daran trägt der DARC/RTA allerdings die Alleinschuld (Begrenzung der zulässigen Sendebandbreite in DL auf <16 MHz auf Wunsch des RTA vor wenigen Jahren). D. h. , sollte sich doch jemand damit beschäftigen, wird er das nicht publizieren.
dl8rds hat geschrieben:Warum fragt niemand, wie GSM eigentlich funktioniert, und was UMTS ist? Wie funktioniert DVBT? Und was ist dran an DAB und DRM? Sind diese Betriebsarten deshalb nicht auf unserem Radar, weil man sie mit Analogtechnik nicht dekodieren kann?
Ihr merkt, ich will eine Diskussion lostreten.

Ich merke nur, daß sich
Deine Beschäftigung mit diesen Themen möglicherweise auf das Lesen des cq-DL beschränkt.
DRM: wird im Afu auf KW experimentell betrieben. Wegen der großen Latenz für viele Situationen (Pile-Up, Contest) nicht verwendbar.
DAB: wozu brauchst Du einen für mobilen Empfang und Gleichkanalnetze optimierten Breitband-Rundfunkdienst (mit hoher Sendeleistung für akzeptable Reichweiten)? Welche Inhalte?
DVB-T: 15 km von hier arbeitet ein ATV-Relais mit DVB-T. DVB-S wird seit 5 Jahren genutzt.
GSM/UMTS: hochkomplex, aus Bandbreitegründen erst ab 23 cm denkbar, 1000e von Basisstationen für Flächendeckung statt 200 FM-Repeater erforderlich. Genehmigt es der Primärnutzer? (das ist nicht verhandelbar). Wer macht es, wer bezahlt es, wer betreibt es?
dl8rds hat geschrieben:Wie wäre es, wenn man endlich systematisch AFU-DRM zur Betriebsart erheben würde? Stereo auf Kurzwelle?
Willst Du Dir wirklich die Stimme Deines Gegenüber in Stereo anhören (???) - KW ist aber nicht so leer, dass man dafür lauter 10-kHz-Kanäle einrichten könnte. Ansonsten s. o. - DRM ist für KW-Afu ziemlich ungeeignet.
dl8rds hat geschrieben:Wie wäre es, wenn wir uns endlich von unseren stdrren Vorstellungen lösen, daß Amateurfunk ausschließlich innerhalb der definierten Frequenzbänder stattfindet? In meinen Augen ist auch jemand Funkamateur, der sich kreativ mit seinem Handy-Betriebssystem auseinandersetzt und innovative Applikationen entwickelt.
Das ist in meinen Augen kein Funkamateur, sondern ein Softwareentwickler für Embedded Systems. Ehrenwert, aber anders.
dl8rds hat geschrieben:Ich bin sicher, daß wir das Gehör der jungen Leute finden können, wenn wir beispielsweise ein eigenes GSM-Netz aufbauen. Vielleicht nur mit wenigen Stationen, aber wenn es funktioniert und wir GSM wirklich zum Leben erwecken können.
Zweifellos eine herausfordernde Aufgabe - also fang halt mal an. Auf Deiner Webseite sehe ich fast nur Projekte mit dem Statusd "Planned". Wünschen kann ich auch
dl8rds hat geschrieben:Echolink und Packet Radio hatten doch auch enormen Erfolg.
Echolink hat mit Amateurfunk nichts zu tun, das ist nur ein spezieller VoIP-Chat. Und Erfolg?
Packet Radio hatte vor 20 Jahren nahezu ein Alleinstellungsmerkmal, mangels verfügbarem Internet. Telefonieren hat das nicht.
dl8rds hat geschrieben:Der Amateurfunk muß die Open-Source-Bewegung in der Nachrichtentechnik werden! Wir müssen für Transparenz, niedrige Einstiegshürden und Klarheit sorgen. Wir müssen die Menschen wieder zu mündigen Funktechnik-Nutzern machen. Wir müssen erklären, wie die Handys, aber nicht nur die Handys funktionieren: Der Blackberry ist genauso ein leistungsfähiger Funk-WLAN-GSM-Computer wie das Apple IPhone. Der Amateurfunk muß endlich in der Informatik ankommen.
Teilweise einverstanden - nur ist eben die Komplexität eines modernen Kommunikationssystems im Vergleich zu Opas Dampfradio so hoch, daß Du dabei entweder nur in Trivialitäten verharrst oder nur noch wenige damit erreichen kannst.
dl8rds hat geschrieben:Und wir sollten nicht so viel Angst vor unserem gesetzlichen Rahmen haben, denn Deutschland ist in erster Linie ein Wissensstandort, und wenn wir das bleiben wollen, dann müssen die Gesetze eben entsprechend angepasst werden. Ich bin auch überzeugt, daß man bei der BNetzA in dieser Sache auf offene Ohren stößt, wenn unser Verband diese Strategie verfolgt..
Da gebe ich Dir recht, als wir das Packet-Netz aufgebaut haben, stand in der DV-AFuG auch noch explizit drin, daß es verboten ist, Relaisfunkstellen (gemeint waren Sprechfunkrelais) zu vernetzen. Das hat aber bei der Behörde niemand gemerkt und dennoch Genehmigungen erteilt. Ansonsten s. o. - ohne die Regulierungswut des DARC/RTA hätten wir in der Tat mehr Möglichkeiten.
Wobei es aber auch Randbedingungen gibt, die nicht verhandelbar sind, nämlich sobald es sich um Nicht-Exklusivbänder (23cm, 13 cm, ...) handelt oder um den 433-MHz-ISM-Bereich geht, so daß Dritte betroffen sind, die als Primärnutzer des Bereichs am liebsten überhaupt nichts für den Amateurfunk genehmigen würden. Und da bleibt nicht mehr viel Bandbreite übrig.
Gruss Henning